Leitfaden für ökologische Veranstaltungen
Dies ist ein Leitfaden, entwickelt für AFS Interkulturelle Begegnungen, e.V.
Er darf aber gerne auch von anderen benutzt werden! ;)
Liebe AFSer,
der vorliegende Leitfaden soll Euch dabei helfen, Eure AFS-Veranstaltungen umwelt- und menschenfreundlicher zu gestalten. Warum? Nun, AFS möchte helfen, den Weltfrieden zu gestalten und zu erhalten. Das ist ein mühsamer und langer Prozess, der allerdings auch Spaß macht, wie die Arbeit beim AFS beweist. J
Da der Frieden nicht nur durch Ignoranz, Vorurteile und gegenseitiges Misstrauen gefährdet wird, sondern ebenso durch Ungerechtigkeit, Ressourcenverknappung (z.B. Öl) und Umweltkatastrophen, können wir als AFSer einen noch größeren Beitrag zum Weltfrieden leisten, wenn wir uns umweltfreundlich verhalten.
Eng mit dem Umweltaspekt verknüpft ist die Frage der Gerechtigkeit. Viele Aspekte unserer heutigen Weltwirtschaft entwurzeln Menschen, beschneiden ihre Rechte, zerstören ihre Lebensgrundlagen, sind schlicht ungerecht. Wir haben die Möglichkeit, solche Verhältnisse gezielt zu verändern, indem wir durch unseren Konsum Wasser (=Geld) auf die Mühlen von gerechten und nachhaltigen Strukturen bringen.
Der Leitfaden gliedert sich in die Punkte Camp-Ort, Papier, Essen & Trinken und Anderes. Ich wünsche Euch viel Erfolg bei Eurem öko-fairen AFS-Wochenende!
Kjell Kühne
(YP INA 95/96, ADiA MEX 99)
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Der Camp-Ort
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Zwei große Fragen gibt es bei der Wahl des Ortes zu beachten. Erstens: Liegt er günstig? Und zweitens: Ist er geeignet?
Es ist ja logisch, dass die Teilnehmer besser drauf sind, je kürzer die Anreise ist. Wenn sie bei Ankunft eine halbe Weltreise hinter sich haben, und am Sonntag im Morgengrauen aufbrechen müssen, um es bis nach Hause zu schaffen, habt Ihr etwas falsch gemacht. ;-) Das ganze ist nicht nur für das Camp wichtig, sondern auch für die Umwelt: kurze Wege = wenig Emissionen. Man mag es kaum glauben, aber mit der richtigen Wahl des Veranstaltungsortes sammelt Ihr schon die meisten Umweltpunkte! Denn die Emissionen für die Fahrt zum Seminarort sind der größte Posten in der Umweltbilanz eines AFS-Wochenendes. Dafür sollte er natürlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein.
Billig soll er sein, und schön. Und am besten grundsätzlich regionales Bio-Essen kochen und durch grünen Strom angetrieben werden. Eine Liste mit solchen Häusern findet Ihr hier! (z.B. Juhe Tönning)
Eine besondere Erfahrung ist es auch, mit einer Gruppe in ein Selbstversorgerhaus zu gehen. Man kocht gemeinsam, wäscht gemeinsam ab - es kommt richtig Familiengefühl auf! Hier (Link) ist eine Liste von Selbstversorgerhäusern. Solch eine Wahl eröffnet die Möglichkeit, einmal die AFS-Gastländer auf dem Mittagstisch zum Leben zu erwecken und fairen Handel und biologische Landwirtschaft mit dem eigenen Löffel zu unterstützen. :-) So wird ein Stück Lernen über globale Herausforderungen und ihre Lösungen vom Tagungsraum in die Küche verlegt.
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Papier
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Es werden leider immer noch Urwälder abgeholzt, um für uns Papier zu produzieren. Es gibt eine Vielzahl von Siegeln, die zum Teil Orientierung bieten, zum Teil in die Irre führen. Folgende Siegel sind vertrauenswürdig: Blauer Engel, Ökopa, vup, FSC und Ökopaplus. Folgende Siegel sind nicht vertrauenswürdig: Holzfrei, Weltpark Tropenwald, Chlorfrei gebleicht,.... Bei solchem Papier besteht die Gefahr, dass sie aus indonesischen, russischen oder kanadischen Urwäldern kommen!
Für tiefer gehende Informationen: http://www.robinwood.de/newsletter/002/03.htm
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Essen & Trinken
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Essen und Trinken sollte bio, regional und fair gehandelt sein.
Unter dem Punkt Camp-Ort findet Ihr einen Link zu einer Liste von Tagungshäusern, bei denen die Verpflegung teilweise oder ganz so gewährleistet wird. Wenn Ihr in ein Selbstversorgerhaus geht, habt Ihr es selbst in der Hand. Aber auch in normalen Jugendherbergen bietet es sich an, für zwischendurch und abends etwas zu Trinken, Obst oder Knabbereien auf Lager zu haben. Fair gehandelter Kaffee ist (wie der Name sagt) fair und nicht schwer zu bekommen, das freilaufende Huhn kann die Sonne genießen und ihre Eier gibt es sogar bei Aldi, Bio-Gemüse ist ökologisch und schmeckt besser und die Kartoffeln vom Bauern nebenan sind frischer und regionaler.
Was heißt „bio“?
In der biologischen Landwirtschaft werden keine Pestizide, Kunstdünger oder Gentechnik eingesetzt. Sie schont die Umwelt und schafft Arbeitsplätze, da es arbeitsintensiver ist, Bio-Produkte herzustellen. Tiere werden selbstverständlich artgerecht gehalten. Die höheren Preise für Bio-Produkte verschonen die Allgemeinheit vor kontaminiertem Grundwasser, überdüngten Feldern/Flüssen und "Agrarwüsten" und sichern Arbeitsplätze meist in der Region. Die Lebensmittel sind frei von Chemie und werden ohne Zusatz von Farbstoffen, künstlichen Konservierungsstoffen etc. weiterverarbeitet. Hier findet Ihr eine Datenbank mit nach Postleitzahlen geordneten Naturkostläden: http://www.naturkost.de/nkl/index.htm
Aber in Deutschland sind inzwischen Bio-Produkte auch in vielen Supermärkten erhältlich. Zahlreiche Handelsketten führen ihre eigene Bio-Handelsmarke mit den verschiedensten Produkten aus Öko-Anbau. Zum Beispiel: BioBio (Plus), Grünes Land (real,-), Naturkind (Tengelmann), Füllhorn (Rewe) oder Bio-Wertkost (Edeka). Nachfragen lohnt also!
Auch für größere Veranstaltungen à
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Biobauernhöfe mit Direktverkauf
Der Direktverkauf von Lebensmitteln (Kartoffeln, Gemüse, Obst, Milch, Eier) bei Bauernhöfen in der Region ist für AFS-Veranstaltungen sehr interessant. Der Einkauf regionaler und saisonaler Waren spart Transportwege und Energie und erhält die Wertschöpfung in der Region. Die Waren sind in der Regel unverpackt. Das spart Müll und Energie und Ihr seht woher Euer Essen stammt! Die Lebensmittel sind frisch und oft sogar günstiger als bei Aldi.
Eine bundesweite Adressenliste direktvermarktender Höfe, die ökologische Lebensmittel anbieten, gibt’s hier: http://www.gutes-vom-bauernhof.de/produkte/index.htm
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Fairer Handel
In Eine-Welt-Läden werden fair gehandelte Produkte verkauft. Es gibt in Deutschland rund 800 Weltläden, die unter http://www.weltlaeden.de/ zu finden sind. Dort könnt ihr z.B. fair gehandelten Kaffee kaufen. Fair gehandelte Produkte sind mit dem Transfair-Siegel ausgezeichnet. Typische Produkte sind: Tee, Kaffee, Bananen, Reis, Honig, Schokolade. Auch diese Produkte kosten meist mehr als "normale". Der Vorteil: die Produzenten in den meist südlichen Ländern (vielleicht auch in deinem Gastland??) bekommen faire, sprich: höhere Preise und langfristige Verträge. Sie werden beim Aufbau von Gesundheits- und Bildungsinfrastruktur unterstützt. Durch den Kauf von fair gehandelten Produkten trägt man zur dauerhaften Entwicklung der Herkunftsländer bei. Mehr Infos unter: http://www.transfair.org Heute kann man manche fair gehandelten Produkte auch schon in Supermärkten kaufen. Einfach fragen!
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Die Coca-Cola Company unterstützte George W. Bush im Wahlkampf mit Spenden. Für einige ist diese Tatsache Grund genug, auf ihre Produkte zu verzichten. Schlimmer ist sicherlich, dass sie in Kolumbien im Verdacht steht, Gewerkschafter ermorden zu lassen. Sie wurde 2001 zu einer der zehn “Worst Corporations” gewählt. (http://www.multinationalmonitor.org/mm2001/01december/dec01corp1.html)
Mehr Infos von Kritikern der Geschäftspraktiken dieser Firma findet Ihr unter: http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/17099/1.html
Nachhaltigere Alternativen sind Fruchtsäfte aus der Region, oder Biobier :-)
Die Krombacher Brauerei unterstützt schon seit mehreren Jahren den WWF jeden Sommer mit einer großzügigen Spende für ein Regenwald-Schutzprojekt in Zentralafrika. Wenn kein Biobier aufzutreiben ist, kann man dieses Engagement von Krombacher mit einem Kauf belohnen. Auf dass es viele andere nachahmen werden!
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Gentechnik im Essen?
Das Einkaufsnetz von Greenpeace hat einen Einkaufsratgeber herausgegeben, für Menschen, die bewusst gentechnikfreie Waren kaufen möchten. Das kleine Heftchen liegt in machen Bioläden inzwischen an der Kasse gratis aus und steht auch im Internet unter http://www.greenpeace.de/einkaufsnetz
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Falls Ihr grillen wollt, achtet beim Kauf der Holzkohle auf das Siegel des Forest Stewardship Council (FSC). Sonst besteht ebenfalls Gefahr, dass Urwälder für Euren Grillspaß sterben müssen.
http://www.wwf.de/presse/pressearchiv/artikel/01828/index.html
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Einweg-Geschirr ist hässlich und vermeidbar. Denkt rechtzeitig daran, wie viel Geschirr benötigt wird und wie man es bereitstellen kann.
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Anderes
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Rauchen ist zwar bei manchen sehr beliebt, aber es gibt neben gesundheitlichen auch soziale und ökologische Gründe, es zu lassen. Mehr Infos unter "Rauchzeichen! - Kampagne gegen Umweltzerstörung & Ausbeutung durch Tabakkonzerne" http://www.rauchopfer.org
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Licht ausmachen, Heizung ausdrehen, wenn man lüftet, Müll trennen. Diese Dinge, die gemeinhin unter Umweltschutz verstanden werden, haben wir nicht extra aufgeschrieben, denn sie verstehen sich in Deutschland eigentlich von selbst. Zum Mülltrennen noch ein paar Worte: Wir Deutschen sind Weltmeister im Mülltrennen, und wir betrachten uns selbst gern als Vorreiter im Umweltschutz, weil wir so fleißig Alt-Papier, -Glas, -Plastik usw. sammeln. Leider bringt das vergleichsweise wenig. Jeder Deutsche zerstört die Umwelt viel mehr als Menschen in südlichen Ländern, die eigentlich überhaupt nicht umweltbewusst sind, wenn wir es mal an diesen Standards messen. Das Hauptproblem liegt nämlich nicht darin, wie der Müll entsorgt wird, sondern darin wie die Produkte hergestellt werden. Das verschlingt die allermeisten Ressourcen und die meiste Energie. 90% der Ressourcen sind schon „verbraucht“, bevor wir das Produkt zu Gesicht bekommen. Mit den restlichen 10% können wir dann Mülltrennung betreiben...... Also: umweltfreundliche Produkte zu kaufen oder manches gar nicht zu kaufen bewirkt viel mehr als Müll trennen.
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Beim Einkaufen sowohl für AFS-Veranstaltungen als auch daheim gilt generell: fragen, nachfragen, hinweisen! Viele sind sich der umwelt- und menschenfreundlichen Alternativen gar nicht bewusst, die es heute schon gibt. Es lohnt sich auf jeden Fall, nachzufragen. Gibt es faire, bio, usw. Produkte, bekommt Ihr, wonach Ihr gesucht habt. Gibt es sie noch nicht, liefert Ihr dem Laden einen wichtigen Hinweis, dass diese Produkte gefragt sind, und in Zukunft unbedingt angeboten werden sollten.
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Falls Ihr nun noch Fragen habt, könnt Ihr Euch gerne an Kjell (kjell @ hospitalityclub.org, Tel.05521-5151) wenden.
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